... dann wird die Mama mehr und mehr unsicher und fragt sich, was da wohl falsch läuft.
Gern erzähle ich euch etwas von unserem nun 3 Jahre dauernden Weg. Dem Weg, auf dem ich mich und meine Kinder neu kennen gelernt habe. Auf dem ich unzählige Artikel gelesen habe und in diversen Foren Rat gesucht habe.
Ein steiniger Weg, einer voller Einfühlungsvermögen und Verständnis. Und einer, der Mut und Durchhaltewillen braucht.
Mit meinen Erlebnissen möchte ich anderen Eltern Mut machen. Ihr seid nicht allein und es ist zu schaffen. Jedoch müsst ihr euch mit euch selber und euren Kindern auseinander setzen. Von alleine geht nichts!
Mein Grosser war seit Geburt ein Kind, das mich sehr gebraucht hat. Damals habe ich nichts von Hochsensibel oder High-Need Kindern gewusst. Auch wusst ich nichts von bedürfnisorientiert. Ich gab meinem Baby, was es brauchte. Immer und ausnahmslos. Es wurde grösser und es zeigte sich immer mehr, was für einen willenstarken und selbstbestimmten jungen Kerl ich an meiner Seite hatte. Ich begann langsam, mir die Blogbeitreäge von das gewünschtete Wunschkind an zu sehen bei diversen Themen, die mich interessierten. Immer mehr fand ich Artikel über bedürfnisorientierte Erziehung. Ich fühlte mich bestätigt, alles richtig zu machen.
Die sogenannte Trotzdphase hatten wir nicht. Bei Konflikten überlegte ich mir, wie ich es gern hätte. Würde ich bei meinem Mann gleich handeln wie bei meinem Kind? Ich habe erklärt ohne Ende. Gewartet, bis mein Sohn verstanden hat was ich wollte und dann auch kooperierte. Immer. Irgendwann. Ich hatte Geduld, denn ich merkte, mit Zwang komme ich nirgends hin.
Und ja, es gab auch die Momente, in denen ich trotzdem ausgerastet bin, ihm auch mal einfach unter den Arm genommen habe und los bin. Also nicht ganz alles heile Welt. Aber in den Grundzügen war es doch sehr harmonisch.
Er war auch schon immer laut und impulsiv. Schon als Baby hat er immer sehr laut geweint. Dann irgendwann mit 3Mt angefangen zu "göissen". Das war so sein Charakter.
Als das Quakifröschli also knapp 3 war, kam die kleine Schwester auf die Welt.
Da hat er früh angefangen die Kleine zu hauen. Es war nicht sehr fest und ich habe auch nicht zu stark interveniert. Einfach gesagt er soll nicht, aber mir eher gedacht, das hört dann schon auf.
Es war irgendwie normal, dass er oft rau zu ihr war.
Als der Grosse 4 wurde, hat er einen riesigen Entwicklungssprung gemacht und es hat sich beruhig.
Jedoch hielt die postive Veränderung nicht so lange an. Es hat sich leider nach kurzer Zeit verschlimmert und zwar immer mehr. Irgendwann kam ich zu dem Punkt, als ich es echt nicht mehr normal fand.
So agressiv. So "böse" kann doch kein kleines Kind sein. Was steckt dahinter? Wie kann ich ihm helfen? Was mach ich falsch?
Wieder habe ich vermehrt Artikel aus das gewünschteste Wunschkind gelesen.
Ich kann hier nicht alle Erkenntnisse wieder geben. Das wäre zu ausführlich und ich erinnere mich auch nicht mehr an alles, was ich gelesen habe. Jedoch haben mir diese Artikel sehr sehr geholfen mich und meinen Sohn zu verstehen. Zu merken, wieso er so handelt und zu verstehen, wieso ich so reagiere wie ich reagiere. Für ihn war die kleine Schwester wohl am Anfang einfach ein Störefried. Er hätte einen Spielkameraden gebraucht. Einen Partner an seiner Seite. Es war wohl echt schwer für ihn ab zu schätzen, wie viel es erträgt. Er hätte gern mit ihr gerauft und die Mama musste immer unterbrechen (jedoch liess ich die beiden so gut es ging machen, ausser es wurde zu grob, da bin ich eingeschritten).
Das kleine Schwesterlein ist fast noch etwas klein zum spielen und toben!
Jedoch war das Quakifröschli recht einfallsreich, damit sie mit machen konnte!
Bald bin ich auch auf Jesper Juul gestossen und habe das erste Mal von autonomen Kindern gehört. Wow, war das eine Offenbarung. In sehr vielen Verhaltensweisen habe ich meinen Junior wiedergefunden. In einigen jedoch nicht. Ich kam zum Schluss, dass mein Grosser wohl kein autonomes Kind ist, aber sehr wohl ein sehr selbstbestimmtes. Und diese Eigenschaft fand ich eigentlich recht gut. Ich begann zu lernen, wie mit so einem Kind um zu gehen. Verstand, dass ich in der Trotzphase wohl alles richtig gemacht habe mit ihm. Dass es anders gar nicht gegangen wäre.Der Sommer vor dem Kindergarten war eine Zerreissprobe. Er hat so sehr andere Kinder gebraucht im Alltag. Nicht nur zweimal pro Woche in der Spielgruppe sondern täglich. Zum sich messen, orientieren, mit ihnen austauschen und spielen. Dann kam der Kindergartenstart und es wurde alles noch viiiel schlimmer (habe ich jedoch erwartet). Die Kindergärtnerin schien überfordert. Zuhause wurde nur noch gehauen und zwar nonstop und richtig fest. Ich hatte manchmal echt Angst, dass irgendwann auch mal was passieren könnte.
Da war der Zeitpunkt gekommen. Ich musste dringend handeln und zwar rigoros. Jesper Juul hat so wundervolle Bücher, die einem echt gute Tipps geben. Einem auch sagen, dass so ein Verhalten in diesem Alter gar nicht so unnormal ist.
Die Arbeit begann bei mir selber.
Ich bin das Vorbild. Ich bin die Orientierung. Ändere ich mich, kann ich mehr Ruhe ausstrahlen.
Mit Hilfe der Schulsozialarbeiterin hat der Junior gelernt, wie sich in der Gruppe zu verhalten.
Die erste Klasse kam. Und er schlug in der Schule nicht mehr. Oh Mann, ich war echt froh. Und wisst ihr was? Die Sommerferien nach dem Kindergarten waren so enorm entspannt. Er hatte Geduld, konnte seine Gefühle äussern. Einfach nur toll.
Und dann eben zurück in die Schule.
Aber es wurde wieder ganz schlimm.
Nicht das Hauen.
Mit ganz viel Geduld hat er nämlich gelernt, das dies nicht die Lösung ist, dass es andere Wege gibt, um Frust ab zu lassen.
Aber der Frust war so enorm gross, der Stress nicht zu bewältigen.
Wir sollten auf ADHS abklären.
Aber ein weiterer toller Artikel zeigte mir, dass er wohl einfach nur Hochsensibel ist und mit all den Eindrücken extrem Mühe hat. War ja schon als Baby so.
Viele Leute? Schreien.
Gewusel? Schreien.
Nun wieder zu viele Kinder.
Nicht nur eine Schwester, die ihn stört, sondern 23 andere Kinder.
Und da mussten wir Eltern nach vorn stehen. Eine Entscheidung fällen, die wir nicht wollten, aber für unseren Sohn mussten. Die Schule machte ihn kaputt und als Notbremse gabs nur eins:
Keine Schule mehr.
Ananas-Saft-Produktion |
Wie in den Ferien vor der ersten Klasse war wieser so viel Frieden zuhause.
Und dann fing der Stress wieder an. Wieder vermehrt Hauen...
Aber wisst ihr was?
Mit so einem Kind lerne ich einfach auch wahnsinnig viel über mich selber. Er zeigt immer sowas von deutlich, dass etwas nicht stimmt. Und ja, wenn ich die feinen Signale nicht verstehe, dann haut er. Daran müssen wir noch ganz fest arbeiten. Zusammen!
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